Demo gegen Rechts in Norderstedt
Unter dem Motto „5 vor 33 – Norderstedt gegen rechts“ (https://5vor33.com) fand am 2. Februar 2024 eine große Kundgebung gegen Rechtsextremismus und die AfD auf dem Norderstedter Rathausmarkt statt, an der trotz Streik des öffentlichen Verkehrs rund 2000 Menschen teilnahmen. Sie wurde vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Schleswig-Holstein e.V. mit Unterstützung des Kinder- und Jugendbeirates Norderstedt organisiert. Ein breites Bündnis von allen Parteien der Norderstedter Stadtvertretung (außer natürlich die AfD), Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen haben zur Demo mit aufgerufen, darunter auch unser Bündnis „Norderstedt ist weltoffen“.
Die Kundgebung wurde als Reaktion auf die Enthüllungen des Recherchenetzwerks CORRECTIV (https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/) zu einem Geheimtreffen von Rechtsextremen, darunter Vertreter*innen der AfD, der CDU nahestehenden Werteunion, der „Identitären Bewegung“ und andere organisiert. Bei dem Geheimtreffen wurden deren menschenverachtenden und verfassungswidrigen Pläne zur Vertreibung bzw. Deportation von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte – selbst mit deutscher Staatsangehörigkeit – aus Deutschland besprochen, die sie beschönigend und verschleiernd als „Remigration“ bezeichnen.
Spätestens jetzt sollte also jedem demokratisch gesinnten Menschen klar sein, dass die AfD niemals politische Entscheidungsmacht erlangen darf!
Sich für die Demokratie einsetzen!
Alle neun Redner*innen betonten die große Verantwortung, die wir alle für das Fortbestehen der Demokratie haben. Und wie wichtig es ist, sich aktiv für die Demokratie einzusetzen, da sie nicht selbstverständlich ist. „Wir alle sind Verfassungsschützer*innen! Und wir alle müssen die Demokratie verteidigen“, sagte z.B. Danny Clausen-Holm (LSVD und CSD Norderstedt). Und CDU-Landtagsabgeordneter Patrick Pender ergänzte: „Wir lassen es nicht zu, dass sich die Geschichte wiederholt!“ Er forderte ebenso die Teilnehmenden auf, auf jeden Fall bei der EU-Wahl wählen zu gehen.
Zivilcourage ist gefragt!
Alle Redner*innen riefen auch dazu auf, nicht zu schweigen, sondern sich laut gegen diskriminierende, rassistische und ausgrenzende Aussagen auszusprechen – und seien es „nur“ Witze, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Norderstedt, Bengt Bergt, betonte. Auch Kinder und Jugendliche können und sollen sich gegen Hass und Ausgrenzung stellen, meinte auch ein Vertreter des Kinder- und Jugendbeirats. Übereinstimmend wurde betont, wie wichtig es sei im Alltag mit den Menschen im Gespräch zu bleiben.
Norderstedt ist weltoffen!
Einigkeit gab es auch in Bezug auf Norderstedt: „Norderstedt steht auf und zeigt Haltung“ freute sich die neue Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder krankheitsbedingt per SMS. Und Katrin Fedrowitz, die Stellvertretende Stadtpräsidentin, ergänzte: „Für Menschenhasser, seien es Rechtsextremisten, Rassisten oder Antisemiten, ist kein Platz in dieser Stadt! Norderstedt ist offen, bunt und gastfreundlich!“ Und Pastorin Heike Shelley stellt klar: „Jeder Christ ein Antifaschist! Christ zu sein und gleichzeitig rechtsextremistisch? Das passt nicht zusammen!“
„Ja, wir gehören zusammen!“
Am eindrücklichsten und persönlichsten war aber die Rede von Ayala Nagel, Vorsitzende des Vereins „CHAVERIM – Freundschaft mit Israel“. Als Norderstedterin, Israelin und Jüdin, erzählt sie von dem unguten Gefühl, das langsam in ihr aufsteigt. Und sie beginnt sich zu fragen, ob sie noch dazu gehört, und ob sie nun ihr Jüdischsein verstecken muss? Zum Glück kommt sie zum Schluss: „Ja, wir gehören zusammen!“ Und das muss auch so bleiben! Sie plädiert für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben in Freiheit und schließt ihre Rede mit dem Wunsch: „Hasst nicht! Niemanden!“